Als einzige Nation wurde Brasilien schon fünfmal Fußball-Weltmeister. Wenn 2014 der Anstoß zur WM am Zuckerhut erfolgt, wartet die Selecao aber schon seit zwölf Jahren auf den Titel, nachdem sich das ganze Land mit seinen knapp 200 Millionen Einwohnern sehnt.
Zuletzt triumphierte Brasilien 2002 unter Trainer Luiz Felipe Scolari noch mit Größen wie Ronaldo, Rivaldo oder Roberto Carlos im Finale ausgerechnet gegen Deutschland. Hierzulande wird man sich weniger positiv an das Endspiel von Yokohama erinnern, bei dem der im Turnier zuvor überragende Oliver Kahn mit einem Patzer das 0:1 durch Ronaldo begünstigte und kurze Zeit später ein weiteres Tor von Il Fenomeno eingeschenkt bekam. Alles in allem war Brasilien 2002 aber ein verdienter Weltmeister, nachdem es vier Jahre zuvor im Endspiel gegen Frankreich eine herbe 0:3-Niederlage gesetzt hatte.
Seit 2002 blieb Brasilien bei den Weltmeisterschaften stets hinter den Erwartungen zurück. Immer als einer der Top-Favoriten gehandelt ereilte die Selecao sowohl bei der WM 2006 in Deutschland als auch bei der WM 2010 in Südafrika im Viertelfinale das vorzeitige Aus. In Deutschland beendete ein letztmals groß aufspielender Zinedine Zidane mit Frankreich die brasilianischen Hoffnungen auf die Titelverteidigung und vier Jahre später war es die Niederlande angeführt von einem herausragenden Wesley Sneijder, die die brasilianische Star-Auswahl aus dem Rennen geworfen hat.
Der ganz große Glanz, den frühere Mannschaften wie die Weltmeister von 1994 mit Bebeto und Romario sowie natürlich die Weltmeister von 1958, 1962 und 1970 mit dem großen Pele oder Super-Dribbler Garrincha verströmten, geht Brasilien seit 2002 aber unverkennbar ab. Auch die Generation, die es 2014 im eigenen Land richten soll, scheint noch nicht so weit, wie die Niederlage im Finale der Olympischen Spiele in London gegen Mexiko zeigte. Zwar verfügen Spieler wie Neymar, Oscar oder Leandro Damiao zweifelsohne das Potenzial, um eines Tages in einem Atemzug mit den Stars der vergangenen Zeiten genannt zu werden, doch wartet auf Nationaltrainer Mano Menezes noch jede Menge Arbeit, soll 2014 der große Wurf gelingen. Dass die Mannschaft bis dahin als automatisch qualifizierter Gastgeber keine Ausscheidungsspiele zu bestreiten hat, muss in diesem Zusammenhang nicht unbedingt ein Vorteil sein. Vielmehr würde es dem jungen Team nicht schaden, noch zu Pflichtspielen antreten zu müssen, doch abgesehen vom Confederations Cup im Sommer 2013 stehen ausschließlich Testspiele auf dem Programm.
Doch auch in diesen Spielen können die vielen Talente reifen und zu einer schlagkräftigen Truppe zusammenwachsen. Zu wünschen wäre es den fußballverrückten Brasilianern, 2014 lange mit der eigenen Mannschaft fiebern und jubeln zu können, um am Ende den sechsten Weltmeistertitel zu feiern.